30. Oktober 2025
Ein architektonischer Blick auf das neue Ausbildungszentrum

«Jetzt ist der spannendste Moment: die Umsetzung von der Theorie, sehr vielen Inputdiskussionen, viel Planungs- und Koordinationsarbeit in die Realität», sagt Serafin Winkler, Projektleiter bei Caesar Zumthor Architekten GmbH, der die Entstehung des neuen aprentas-Ausbildungszentrums in Muttenz seit fünf Jahren begleitet. Der Rohbau ist mittlerweile fertiggestellt, und der Fassadenbau und der Mieterausbau haben begonnen. Für ihn als Architekten bedeute dies neue Schnittstellen, die viel mit Handwerk zu tun haben, teils mehrfach wöchentlich Besuche und viel Kommunikation vor Ort und gleichzeitig weiterhin intensive Planung und Koordination.
Achsen des Austausches
Der interdisziplinäre Austausch unter einem Dach, den aprentas als die grosse Chance im neuen Gebäude wahrnimmt, ist auch aus architektonischer Sicht zentral bei diesem Neubau. «Bauen für die Bildung finden wir extrem spannend», sagt Serafin Winkler. Die Architekten setzen stark auf Kontaktpunkte. Sie wollen die Möglichkeit zum informellen und fächerübergreifenden Austausch auch räumlich fördern; die Wegeführungen sollen sogar dazu einladen.
Diese Absicht manifestiert sich in einer starken vertikalen und horizontalen Verbindung im Gebäude: «In der Horizontalen kann ich immer einmal komplett durch das ganze Gebäude von immerhin 100 Metern Länge hindurchschauen», zeigt Serafin Winkler anhand des Modells auf. Und in der Vertikalen ist die Wendeltreppe das verbindende Element durch das offene Atrium über fünf Geschosse hinweg. Dies ergibt in alle Richtungen stets einen Bezug zu anderen Fachgebieten und soll nicht nur die Lernenden untereinander verbinden, sondern auch alle anderen wie zum Beispiel Ausbilderinnen, Lehrpersonen und Weiterbildungsteilnehmer.
Diskussionen, die das Projekt weiterbringen
Das Architekturbüro hat viel mit der HRS Real Estate AG als Totalunternehmerin zu tun. Auch mit der Suva als Investorin betreffend den Grundausbau und mit aprentas als zukünftiger Nutzerin betreffend den Mieterausbau ist man laufend im Austausch. Serafin Winkler erlebt die Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen als sehr wertschätzend, und nach seiner Wahrnehmung harmonieren auch die Teilprojekte untereinander sehr gut miteinander.
Einig sei man sich natürlich nicht immer von Anfang an. Wie geht man als Architekt damit um, wenn ein Farbvorschlag nicht gefällt oder eine Idee als schlicht zu teuer abgelehnt wird? Serafin Winkler sieht es positiv: «Das sind ganz spannende Prozesse. Im besten Fall sind es die Herausforderungen, die am Schluss ein noch besseres Projekt hervorbringen. Wir sind dankbar, wenn wir auf eine Diskussion treffen. Wir gehen natürlich mit einem Vorschlag, einer Vorstellung in die Diskussionen hinein, aber es erweist sich nicht immer unsere Meinung als die einzig richtige.»
Über 300 Pläne und viele Modelle
Wie ist eigentlich die Arbeitsweise von Architekten, wie gelangen sie von der ersten Idee bis zum fertigen Bau? „Der Arbeitsprozess führt über Skizzen, Modellbauten und 3D-Visualisierungen. Es ist ein fortschreitender Prozess, der sich immer wiederholt und dabei immer präziser wird“, erklärt Serafin Winkler. Laufend werde hinterfragt und neu entwickelt. Das gelte sowohl für die 3D-Modelle als auch für die Zeichnungen, die in der Massstäblichkeit immer genauer werden. „Am Anfang sind es wenige Pläne. Mittlerweile sind es weit über 300 Pläne, die es für das aprentas-Gebäude gibt“, sagt der Architekt.
Aufgrund der grossen Nutzungsheterogenität, von Werkstätten und Laboren über Unterrichts- und Weiterbildungsräumlichkeiten bis hin zu Büros, sei es herausfordernd, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Aufgabe, bei dieser breiten Nutzungsvielfalt innerhalb der relativ kurzen Zeit bis zum Schuljahr 2027/2028 alles fertig zu entwickeln, sei sportlich. „Wir sind aber zuversichtlich, dass das Gebäude eher früher als später fertiggestellt werden kann“, sagt Serafin Winkler. „Und wir sind absolut überzeugt, dass es ein tolles Gebäude sein wird!“
Fotos und Video: Daniele Ciociola
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